Nach dem Wegfall der letzten Arbeitsschranken für Rumänen und Bulgaren ausser in der Schweiz, dürfte eine neue Welle von Gutqualifizierten diese Länder verlassen. Beiden Ländern droht ein Brain Drain, der schmerzhafte Verlust von Fachkräften.
Die westeuropäische Wirtschaft profitiert von den gut ausgebildeten Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien, denn hier werden händeringend Fachkräfte gesucht: Ärzte und Pfleger aber auch Informatiker und Handwerker. Westeuropäische Länder locken mit lukrativen Arbeitsverträgen. Das scheint zu funktionieren, denn immer mehr arbeitswillige Akademiker wollen ihr Heimatland verlassen.
In Rumänien lässt sich die Zahl der Auswanderungswilligen nur ungefähr beziffern - Umfragen sprechen von etwa drei Vierteln der Menschen. In Bulgarien rechnet das Forschungsinstitut Alpha Research mit etwa 200.000 Arbeitsmigranten.
Der einen Freud, der anderen Leid
Besonders junge, motivierte Ärzte wandern gerne aus, denn in Westeuropa gibt es mehr Geld und die Arbeitsbedingungen sind weitaus besser. Bulgarien und Rumänien verlieren dadurch nicht nur die qualifizierten Arbeitskräfte sondern auch Milliarden, die zuvor in die Ausbildung der Ärzte gesteckt wurden.
Darüberhinaus droht den Gesundheitssystemen der Kollaps. In Bulgarien fehlen massenhaft Ärzte. Und in Rumänien muss - statistisch - ein einzelner Arzt mehr Patienten versorgen als irgendwo sonst in Europa. Der Ärztemangel in reichen Ländern zieht also einen Ärzteschwund in ärmeren nach sich.
Wer das gut findet, dem kann ich nur gratulieren. Ein Armenexodus findet jetzt nicht nur zwischen Afrika und Europa statt, sondern auch innerhalb Europas. Diese Systeme können nicht aufgehen. Dass über diese Problematik in diesem Abstimmungskampf nie gesprochen wurde zeigt doch, dass wichtige Themen ausgeblendet werden. Wir beute die armen Länder gezielt aus - und zwar indem wir ihnen die Fachkräfte wegnehmen! Die Bevölkerung in den jeweiligen Ländern wird das auf brutale Art und Weise einmal zu Spüren bekommen.