Energiepolitischer Hintergrund
1908 findet ein Brite erstmals Erdöl im Iran. Die britische Kolonialmacht betreibt seine Flotte fortan mit persischem Erdöl statt einheimischer Kohle - die grösste Nation im Mittleren Osten wird zum Spielball ausländischer Interessen. Über Jahrzehnte modernisiert der Shah von Persien das Land mit wenig Rücksicht auf Traditionen und legt damit den Grundstein für die bis heute spürbaren religiösen Konflikte. 1951 macht sich der Iran erstmals unbeliebt mit der Verstaatlichung der Ölinfrastruktur - bis dahin waren Konzessionsabgaben an die Förderländer geringer als die Steuerzahlungen der Erdölkonzerne in ihren westlichen Heimatstaaten. Mit Unterstützung der CIA wird der demokratisch gewählte Premierminister Mossadeq 1953 entmachtet und das Erdöl fliesst nun an US-Ölkonzerne. Wäre das aufkommende Selbstbewusstsein der Iraner damals nicht von ausländischen Kräften zerschlagen worden, hätte der antiwestlich geprägte Kurs von Ajatolla Chomeini womöglich weniger Zulauf erhalten. 1979 wird der Iran zur Islamischen Republik, und die USA wird mit einer Geiselnahme in der US-Botschaft gedemütigt. Es folgt der Krieg zwischen Iran und Irak, wo das vom Shah mit steigenden Erdöleinnahmen aufgebaute Rüstungsarsenal verheizt wird. Der Irak importiert zwischen 1981 und 1985 Rüstungsgüter für über 23 Milliarden USD - was sonst kann der Westen als Gegengeschäft für das Erdöl liefern? Die USA steht vorerst auf der Seite von Irak, doch die Geschichte von Saddam Hussain zeigt, dass es gefährlich ist, als Erdölnation selbstbewusst zu werden.
Solarwirtschaftliche Vorteile
Wie stark wäre der Mittlere Osten, würde der Zwist zwischen Schiiten und Sunniten beigelegt statt kultiviert? Die sich bekriegenden arabischen Stämme zu einen war einst der grosse Erfolg von Mohamed. Soviel sollten die islamischen Geistlichkeiten wissen. Und die iranische Regierung sollte wissen, dass heute Solar- und Windenergie deutlich günstiger zu ernten ist als die Atomkraft, welche zur zivilen Nutzung entwickelt würde. Das iranische Energieministerium begrüsst ausländische Investitionen in erneuerbare Energien - hier liegt die Chance für eine friedliche und prosperierende Zukunft. Europa soll bis zum 7. Juli 2019 die wirtschaftlichen Vorteile für den Iran aufzeigen, welche ein Verzicht auf das Atomprogramm mit sich bringt. Rüstungstechnisch mag es heute noch Argumente für ein Atomprogramm geben, aber während Solar- und Windstrom unter 10 Rp/kWh kostet, werden neue Atomkraftwerke deutlich teurer. 2018 wurden weltweit Atomkraftwerke mit total 8 GW Leistung zugebaut; Windkraft wurde 51 GW installiert, Photovoltaik 100 GW. Iran mag mit der Ambivalenz zwischen energietechnischer und militärischer Nutzung spielen, aber hier kann klar der Punkt gemacht werden: Energiewirtschaftlich haben erneuerbaren Energien den atomaren Plänen den Rang abgelaufen. Europa sollte Iran die volle Unterstützung beim Aufbau einer Solar- und Windindustrie zusichern - diese Handelsbeziehung sollte für beide Seiten fruchtbar sein.
Abgrenzung gegenüber US-amerikanischen Interessen
Eine Distanzierung zu einem US-amerikanischen Präsidenten, welcher mit einer "America First" Politik die alten fossilen Privilegien bewusst verteidigen will, ist angebracht. Die USA hat seit 1980 keine Botschaft mehr in Tehran, die Schweiz agiert im Iran als "Schutzmacht" der USA. Es wäre ein starkes Zeichen der Schweiz im Sinne der Neutralität, zumindest in Erwägung zu ziehen, dieses Mandat nieder zu legen.