Zitat Urs P. Gasche / 21. Aug 2015: "Fast alle grossen Schweizer Konzerne sind im Besitz von Ausländern. Das enthüllt die NZZ. Diese Überfremdung stört die SVP nicht".
Im Wirtschaftsteil wagte die NZZ den Versuch, die Besitzverhältnisse grosser Konzerne mit Sitz in der Schweiz wie Novartis, Roche, Nestlé, ABB, Geberit oder der Bank Julius Bär etwas zu durchleuchten: «Die NZZ wollte wissen, in wessen Händen sich die führenden dreissig Schweizer Unternehmen befinden». Die Ergebnisse hält die NZZ für «überraschend».
Nur 17,77 Prozent der 30 führenden Schweizer Unternehmen sind in den Händen von Schweizer institutionellen Investoren. Der grösste Anteil von Anlegern kommt mit 43 Prozent aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Aus Luxemburg stammen viele Aktienbesitzer, weil dieses Land «ein Mekka für das Domizil von Anlagegesellschaften» sei. (NZZ-Grafik)
Die NZZ stützt sich auf Zahlen des Finanzinformationsanbieters Bloomberg, welche die UBS für die NZZ aufgearbeitet hat. Allerdings sind nur institutionelle Aktionäre berücksichtigt, während kleinere und private Anleger nicht einbezogen werden konnten: «Gut die Hälfte der Anleger liegt damit im Dunkeln», räumt die NZZ ein.
Dies dürfte allerdings nichts daran ändern, dass sich die dreissig führenden Unternehmen mit Sitz in der Schweiz mehrheitlich in ausländischem Besitz befinden.
Eine Ausnahme ist die Swisscom, weil der Bund 51 Prozent der Swisscom-Aktien hält.
Diese rasant zunehmende Überfremdung der Wirtschaft ist in der politischen Diskussion kaum ein Thema. Sie ist offensichtlich selbst der SVP gleichgültig. Angefragte SVP-Politiker wie Toni Brunner, Peter Amstutz, Jürg Stahl, Lukas Reimann oder Christoph Mörgeli haben sich bisher nicht dazu geäussert, ob irgendetwas unternommen werden muss, damit die Schweizer Wirtschaft nicht noch stärker unter ausländischen Einfluss gerät. SVP-Nationalrätin Natalie Rickli schrieb Infosperber, sie habe «keine Zeit für eine Antwort».
Früher hatten einige Regionen in der Schweiz sensibel reagiert, als ihre führenden Industriekonzerne und Banken in fremde Hände gingen. Der «Ausverkauf der Westschweiz» war jahrelang ein grosses Thema, und auch die Übernahmen fast aller grossen Unternehmen im Kanton Bern durch ausserkantonale Besitzer (Volksbank, Bauunternehmen, Nahrungsmittelindustrie, Telekommunikation, Medien) hatten für viele Schlagzeilen gesorgt.
Heute scheint es normal, dass die dreissig führenden Unternehmen mit Sitz in der Schweiz im Besitz von ausländischen Investoren sind. Sie wählen die Verwaltungsräte und bestimmen über die Unternehmensstrategie, über Fusionen und Betriebsschliessungen.
Die Globalisierung der Wirtschaft gibt den Takt an.
Und hier der Bericht der NZZ:
http://www.nzz.ch/finanzen/boersen_und_maerkte/dies-ist-der-aktienmarkt-text-ld.1519
Was schliesse ich daraus? Wenn es um Menschen geht – seien es Arbeitsuchende oder Flüchtlinge – gibt es seitens gewisser Kreise heftige Proteste mit massiven Schuldzuweisungen. Bei einer Übernahme der führenden Unternehmen mit Sitz in der Schweiz durch ausländische Investoren gilt anscheinend das Motto: "Nichts sehen, nichts hören, nicht davon reden". Ich vermute, dass es diesen Kreisen egal ist, wenn ausländische Investoren über Fusionen, Betriebsschliessungen und Entlassungen in der Schweiz entscheiden. Dieses Thema ist ja auch nicht so medienwirksam wie Angriffe auf "Fremde" und auf Frau Sommaruga.