Die Arbeit auf der Strasse kenne ich als Journalist aus dem Effeff. In unzähligen Strassenumfragen habe ich Meinungen zu unterschiedlichsten Themen gesammelt. Oft wurde ich dabei links liegen gelassen oder, noch schlimmer, gar nicht beachtet. Aber das gehört zum Business und darf nicht persönlich genommen werden.
Ähnlich geht es nun im Wahlkampf zu und her. Die vielen Gespräche mit den Leuten auf der Strasse locken einen aus der Reserve. Nichts für Mimosen ist das Werben vor dem Bahnhof, das Verteilen von Give-aways in der Badi oder das Unterschriftensammeln vor dem Einkaufszentrum. Einige Beispiele gefällig?
«Tut mir leid, ich unterschreibe nichts von der SP.» – «Was, Sie bezahlen also gerne immer höhere Krankenkassenprämien?» – «Ja!» – «Aha. Einen schönen Tag.»
«Haben Sie es nun eigentlich geschafft?» – «Eh … die Wahlen sind erst im Herbst.» – «Meine Stimme haben Sie.» – «Das freut mich sehr. Herzlichen Dank.»
«Sie sind doch der Mann vom Fernsehen? Ich schaue Ihre Sendungen so gerne.» – «Oh, danke für die Blumen, aber ich habe aufgehört. Ich kandidiere jetzt für den Nationalrat.» – «So schade. Na dann alles Gute im Herbst, Herr Salzgeber.»
Der Wahlkampf auf der Strasse ist unberechenbar. Das gefällt mir sehr