Gleich vorweg: Bei Annahme der Initiative spare ich mehrere Tausend Franken Steuern. Dennoch lehne ich die Initiative ab.
In der Diskussion um die Familieninitiative werden oft Argumente wie \"Frau zurück an den Herd\", freie Wahl des Familienmodells oder die ungenügende gesellschaftliche Wertschätzung der Familien ins Feld geführt. Unter diesen eher ideologisch aufgeladenen Argumenten kommt der Kern der Sache - eine Änderung der Steuergesetzgebung - zu kurz. Folgende Auswirkungen der Initiative sind aus meiner Sicht kritisch zu beurteilen.
1. Die Initiative fordert eine inkonsistene Steuergesetzgebung
Während beide Eltern arbeiten, muss jemand deren Kinder betreuen. Wenn der Familie durch diese Betreuung Kosten entstehen, sollten diese von der Einkommenssteuer abzugsfähig sein. Der gleichen Logik folgen zahlreiche andere Lohnabzüge wie Weiterbildungskosten, Pendlerabzug oder auswärtige Verpflegung.
Niemand fordert den Pendlerabzug für Leute, die nicht pendeln. Analog passt die Forderung nach dem Fremdbetreuungsabzug für Personen, welche keine Fremdbetreuungskosten haben, nicht in unser Steuersystem und schafft stossende Ungerechtigkeiten.
2. Die Initiative bevorteilt obere Einkommen
Infolge der Steuerprogression führt der Steuerabzug bei reichen Familien zu einer massiv grösseren Steuerentlastung. Eine Familie mit drei Kindern mit einem steuerbaren Einkommen von 40\'000 Fr. spart in Horn TG durch den Abzug 1470 Fr. Hat die gleiche Familie ein steuerbares Einkommen von 120\'000 Fr spart sie mit 7200 Fr. rund 5 mal mehr. Die geschätzten Steuerausfälle von rund 1.3 Milliarden jährlich kommen also vor allem den oberen Einkommen zugute.
Im übrigen kann ich das Argument, dass die Arbeit von Familien wenig gesellschaftliche Anerkennung findet, nachvollziehen. Allerdings bin ich der Auffassung, dass sich gesellschaftliche Anerkennung nicht im Steuergesetz festschreiben lässt und empfehle deshalb ein klares Nein zur Familieninitiative.