Wenn ich die Initiative lese, nämlich „Der Bund stärkt die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln aus vielfältiger und nachhaltiger einheimischer Produktion“, dann muss ich sagen, genau, das ist ein wichtiges Anliegen, das möchte ich auch.
Es heisst dann: „Dazu trifft er wirksame Massnahmen, insbesondere gegen den Verlust von Kulturland:“ Genau, das möchte ich auch. Warum sollte man also gegen diese schönen Ziele sein? Es gibt keinen Grund, dagegen zu sein. Und genau deshalb steht das alles eigentlich schon in unseren Gesetzen. Und genau deshalb macht die Initiative des Bauernverbandes so ratlos. Warum, so fragt man sich, nimmt der Bauernverband den Aufwand einer Initiative auf sich, um offensichtlich offene Scheunentore einzurennen?
Da drängt sich der Verdacht auf, dass hinter diesen vagen, ja fast inhaltslosen Wortformulierungen eine andere Absicht stecken könnte. Und tatsächlich haben die Initianten bis heute nicht sagen wollen, welche Gesetze genau sie dann nach einer Annahme der Initiative in welche Richtung ändern möchten. Sie lassen vieles im Ungefähren, auch in dieser langen Debatte. Das heisst, jede und jeder kann irgendetwas hineininterpretieren. Wohin die Reise nach einer Annahme gehen würde, sieht man aber an den Äusserungen von einzelnen Politikern, die ich mir notiert habe. Kollege Brand sagt, ihm gehe es um die Berglandwirtschaft. Nur: Gerade diese Landwirte sind gegen diese Initiative wie übrigens auch die Kleinbauern, mit denen ich auf eine Art eng verbunden bin und die ich unterstütze.
Alt Nationalrat Joder will den Selbstversorgungsgrad der Schweiz weiter steigern, aber dafür weniger Geld für die Biodiversität ausgeben. Toni Brunner will die Biodiversitätsstrategie gleich ganz versenken. Ich kann mich einfach des Eindrucks nicht verwehren, dass ich hier eine Mogelpackung vor mir liegen habe. Oder ist es vielleicht ein alter Grossbauerntraum von einer Intensivstlandwirtschaft ohne griffige Umwelt- und Tierschutzstandards? Das würde ja bedeuten mehr Umweltbelastung, und das will doch niemand: noch mehr Düngen, noch mehr Pflanzenschutzmittel, noch mehr Futtermittelimporte. Es würde heissen, im Kampf gegen die extrem gefährlichen Antibiotika-Resistenzen würde es noch schwieriger werden, weil in der Fleischproduktion noch mehr Medikamente eingesetzt werden müssten, damit die intensiv gehaltenen Zuchttiere es überhaupt bis zur Schlachtbank schaffen.
Wir wissen, Konsumentinnen und Konsumenten sind bereit, für einheimische Nahrungsmittel tiefer ins Portemonnaie zu greifen, und zwar zusätzlich zu den nicht allzu knapp bemessenen Subventionen – um es etwas ironisch zu sagen -, die in die Landwirtschaft fliessen. Aber dafür wollen die Konsumentinnen und Konsumenten auch etwas haben, nämlich die Gewissheit, dass umwelt- und tierschonend produziert wird. Leider trägt die Initiative des Schweizerischen Bauernverbands dazu nichts bei, im Gegenteil, ein Ja würde dazu führen, dass die in den vergangenen Jahren erreichten Erfolge in der AP in diesen Bereichen wieder zunichte gemacht würden. Darum sagt die SP Nein, genau übrigens wie die Kleinbauern-Vereinigung, wie auch die Umweltverbände. Sie sagt Nein, weil trotz der langen, langen Debatte eigentlich kein Argument für diese Initiative im Raum steht, das überzeugen könnte. Sie bleibt vage, sie bleibt frei interpretierbar, und darum muss sie abgelehnt werden.
Für Ernährungssicherheit. Volksinitiative
Kommentare von Lesern zum Artikel
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Jakob Speiser sagte March 2016 Frau Heim, dass sie gegen diese selbstbedienerische und eigennutze Initiative sind, freut mich ! Das ganze müsste ja jedem "wachen" Bürger und Beobachter sofort auffallen. Die 2 Prozent von Einwohnern, welche davon profitieren würden sind ja immer dieselben, die Landwirte mit der stärksten Lobby in der Schweiz. Diese verbauen ja selbst Kulturland oder nehemn es anderweitig aus dem Verkehr ! Da sind die riesigen Agro-Industriebauten, riesige Rinderställe etc., gebaut damit die seit 2004 zusätzlichen 35'000 Milchkühe untergebracht werden konnten. Nun das Gejammer über den gesunkenen Milchpreis und die üblichen verzweifelten Versuche (eben die neuste Initiative), auf andere Weise Geld von ihrem Arbeitgeber, dem Staat, d.h. uns Steuerzahlern abzujagen. Ist es nicht schon genug und entlarvend, dass wir für jedes Wiesenblümchen das sie überhaupt zum Blühen kommen lassen bezahlen müssen ? Und nun werden auch noch 365 Franken proi Jahr und Kuh verlangt, wenn sie den arme Viechern die natürlichen Hörner nicht abbrennen ! Wo leben wir eigentlich ? Es gibt nun schon Bauern die steigen auf Fischzucht um. Wie lange geht es wohl, bis wir für jedes Fischli (wohin nageln sie wohl die nötige "Ohrmarke" ??) auch vorweg schon viele Steuerfranken abliefern müssen ? |
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werner witschi sagte March 2016 Die Schweiz verfügt über ca. 1 Mio ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Soll nun der Eigenversorgungsgrad erhöht werden, geht dies eigentlich nur über noch eine intensivere Landwirtschaft und noch intensivere Nutztierhaltung. Intensiver heisst dann eben auch noch mehr Importe von Kraftfutter und Düngemittel. Mit einem höheren Selbstversorgungsgrad nimmt damit auch die Abhängigkeit vom Ausland zu, also haben wir null und nichts gewonnen. Ich würde da einen anderen Ansatz verfolgen: Wir haben ja schon Schweizer Rinderzüchter in Südamerika und so könnten wir ja einige Bauern in die Ukraine entsenden um da auf dentausenden von Hektaren ungenutztem Kulturland Getreide und Oelpflanzen anzubauen und dafür in der Schweiz auf Grasland und Milchwirtschaft zu setzen. Neue Ideen braucht die Landwirtschaft ;-) Antworten auf diesen Beitrag
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Georg Stamm sagte March 2016 Ich konnte oben bei Frau B. Heim weder ja noch nein anklicken. Die Betrachtungen von B. Heim sind nicht uninteressant, lassen einem aber auch etwas ratlos zurück ? Eine Initiative, die offene Scheunentore einrennt ? Ist das möglich, wo doch der Aufwand enorm ist ? Die Konsequenz ist, dass man vor der Abstimmung die Sache genau studieren muss, das Bundesbüchlein konsultieren muss, ev. sich eine TV-Sendung zum Thema wie die Arena anschauen muss. Man will den Bauern keinen "reindrücken", aber Ueberflüssiges bräuchten wir auch nicht. Vielleicht wäre eine Initiative "Stop Golfplätze" angebracht ? Diese sind nämlich Kulturlandfresser par excellence. |
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Dany Schweizer sagte March 2016 Frau Heim Beisst sich das nicht irgendwie in den "Schwanz" mit Ihrem Parteiprogramm, was Sie sich hier alles auch Wünschen oder Gutheissen? Wie kann man für den Erhalt des noch vorhandenen Kulturlandes sein und zugleich eine ungehinderte Zuwanderung in der Höhe welche wir zur Zeit haben? Es ist unumgänglich, dass wenn unsere Bevölkerungszahl in dieser Weise weiter steigt, dass immer mehr Kulturland, welches von dieser Initiative betroffen ist, verbaut werden muss. Zuwanderung und drastische Erhöhung der Bevölkerungszahl bedeutet: - Mehr Wohnungen - Mehr Strassen - Mehr öffentlicher Verkehr - Mehr Dienstleistungen (wiederum mehr Beton) - Mehr Grundwünsche (immer höhere Anforderungen an Infrastrukturen) Kein Stopp von verbauen von Kulturland, ohne ein Stopp von derart hohen Einwanderungszahlen. |
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