Es wird angeregt, über die Inhalte Grüner Politik zu diskutieren. Wir könnten uns nicht nur als Einthemenpartei positionieren, ist die Meinung. Diese Anregung wirft zwei Fragen auf:
- Gibt es überhaupt erfolgreiche Zweithemenparteien?
- Welches wäre ein solches Zweitthema?
Gibt es erfolgreiche Zweithemenparteien?
Nicht nur die Grünen haben ein Kernthema, sondern auch andere Parteien: SVP, den nationalen Egoismus, FDP, den wirtschaftlichen Wohlstand, CVP, den Katholizismus, SP, den sozialen Ausgleich. Dabei fällt mir persönlich auf:
Die Parteien steigen und sinken mit der Aktualität dieses Kernthemas in der Wählergunst. Dass die SP bezüglich Umweltschutz schon längst auf Grüner Linie politisiert (das war früher anders) hilft ihr nicht, wenn Grüne Themen wichtig sind, ebenso wenig hilft den Grünen, wenn soziale Themen wichtiger werden, dass viele Grüne sozialpolitisch klar positioniert sind.
Ein Verlassen des Kernthemas wirkt sich meist negativ aus. So verlor die FDP Stimmen, als sie sich von der staatstragenden Wohlstandspartei der 60er Jahre zur staatskritischen Partei der 80er Jahre transformierte. Hingegen gewann die SVP durch Konzentration auf das Kernthema «Nationaler Egoismus». Natürlich hat die SVP als Zweitthema die Umverteilung von den Arbeitenden, den Gewerblern, Bauern, Arbeitern und Angestellten zu den Staatsschmarozern der Finanzwirtschaft. Aber dieses Hauptanliegen des Parteipolitbüros in Herrliberg versucht sie natürlich möglichst unter dem Deckel zu halten.
Was wäre ein geeignetes Kernthema?
Falls man das Kernthema Umweltschutz verlässt, welches wäre das Zweitthema oder welches wäre das neue Kernthema?
Persönlich kommt für mich höchstens eine Neudefinition des Kernthemas in Frage. Statt Umweltschutz wäre dies «Hohe Lebensqualität bei Schonung der Ressourcen». Alle andere Parteien sind für Wachstum, wir sind für Lebensqualität. Unter diesem Blickwinkel liesse sich sicher jedes Thema beleuchten. Die Frage ist nur: verstehen das die Leute? Werden wir nicht noch mehr intellektuel abgehoben? Ein Tier das leidet, ein Apfelbaum der fällt, Fische im sauberen Bach, Ruhe am Wohnort, das verstehen die Leute. Aber dass es im Hinblick auf eine globale Win-Win-Situation besser ist, den Drogenhandel zu legalisieren und entweder Afrika zu entwickeln oder eine Quote von Afrikanern legal hier arbeiten zu lassen, das verstehen nur wenige.
Die Grünliberalen weisen den Weg
Meines Erachtens müssen wir akzeptieren, dass es mehrere Dimensionen der Politik gibt. Umweltschutz gegen Raubbau an der Natur, Sozialer Ausgleich gegen Wirtschaftsliberalismus, Offenheit und Solidartät gegen nationalen Egoismus. Mit den Grünliberalen erschliesst sich dem Umweltschutz ein neues Segment, dass wir Grünen allein nie vollständig ansprechen konnten. Was noch fehlt ist eventuell wirklich eine Grünnationale Partei, die Umweltschutz mit nationalem Egoismus verbindet. Viele Stimmen wird uns das nicht kosten, denn diese Wählergruppe hat uns schon vor Jahren den Rücken gekehrt.
Die Diskussion ist eröffnet, ich bin gespannt auf einen regen Meinungsaustausch.