Bundesratswahl 2008
Bei den Ersatzwahlen 2008 von Bundesrat Samuel Schmid, wurden Christoph Blocher und Ueli Maurer offiziell als Bundesratskandidaten ihrer Partei nominiert. Während bereits bekannt war, dass Blocher als Bundesrat in diesem Parlament keine Chance zur Wahl haben werde, konzentrierte sich die Diskussion auf die Person Ueli Maurer.
So umgänglich und anständig Bundesrat Ueli Maurer heute politisiert, so aggressiv, unanständig und sehr oft „unter der Gürtellinie“ verhielt er sich bis 2008. Maurer galt damals auch für mich als nicht wählbar.
Dann kam Hansjörg Walter ins Spiel. Wer mag ihn schon nicht, den Hansjörg. Er ist umgänglich, bodenständig, menschenliebend, korrekt. Wohl mehr als die Hälfte des Rates traute ihm damals zu, diesen Bundesratssitz zu erobern und auch zu bewältigen. Doch die SVP-Spitze hatte vorgesorgt: Wird Walter gewählt, fliegt er raus.
Es war diese für das Schweizerische Konkordanz-System absolut unwürdige Ausschlussklausel, die wahrscheinlich den Ausschlag gab, dass Ueli Maurer anstelle von Hansjörg Walter gewählt wurde.
Ob Maurer seine Arbeit gerne und gut macht, sei dahingestellt. Auf alle Fälle hat er den Stil gewechselt – er verhält sich absolut korrekt - und das schätzen wohl die meisten. Umgekehrt wurden die Stimmen im Rat lauter, die meinten, dass Walter mit dem Bundesratsmandat eben doch überfordert gewesen wäre. Es kehrte Ruhe ein, der Rat war zufrieden mit seinem Entscheid.
Wahl zum Nationalratspräsidenten
Als Hansjörg Walter für das Amt des Nationalratspräsidenten (zuerst Vize-) nominiert wurde, war vielen klar, dass er damit – sozusagen als Entschuldigung seiner Partei – den Posten erhalten würde, bei dem mehr repräsentiert als politisiert wird. Ein ganz klein wenig sah es aus wie eine Verlegenheitslösung. Die SVP-Leitung wollte ihn nicht im Regen stehen lassen und ihm doch noch einen Posten zuschieben.
Doch dann zeigte Walter, dass er absolut keine Verlegenheitslösung war: Er bewies, dass er im Grunde genommen genau für dieses Amt geschaffen war.
Das Parlament hat ihn 2011 mit einem absoluten Glanzresultat zum Nationalratspräsidenten gewählt, weil für viele klar war: Walter ist nicht nur Alibimann für das Nationalratspräsidium, nein, er scheint tatsächlich der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Die Erfolgsgeschichte Hansjörg Walter müsste an dieser Stelle enden. Happy End.
Bundesratswahl 2011
... das tut sie aber nicht.
Die Zickzackkurs fahrende SVP-Parteispitze nominierte am 9. Dezember 2011 Hansjörg Walter zum Bundesratskandidaten. Ihn, den sie dort nie haben wollte.
Entweder, die SVP-Spitze benutzt Walter jetzt als Alibiübung, um endlich in die Opposition gehen zu können, oder aber sie hat in Walter ein Bauernopfer gefunden und nimmt damit in Kauf, ihn dort zu verhindern, wo er hingehört: Ins Nationalratspräsidium.