Nach der Annahme der Minarett-Initiative sprang CVP-Präsident Darbelley auf den fahrenden Zug auf und forderte ein Verbot für jüdische und muslimische Friedhöfe. Da erhob sich Protest. „Was, der Mann will jüdische Friedhöfe verbieten? Hat er den zweiten Weltkrieg vergessen?“ Daraufhin krebste der CVP-Präsident zurück. Ob auch Protest laut geworden wäre, wenn Darbelley es nur auf die muslimischen Friedhöfe abgesehen hätte?
Anders gefragt: Was ist die Lehre aus dem zweiten Weltkrieg?
a) Juden darf man nicht diskriminieren. Alle anderen schon.
b) Man darf überhaupt niemanden diskriminieren. Jeder ist vor dem Gesetz gleich.
Bei den Gebäuden hat es angefangen.
Ein Christ darf seine Kirche bauen, wie er will.
Ein Jude darf seine Kirche bauen, wie er will.
Ein Muslim darf das nicht mehr.
Bei den Friedhöfen geht es weiter.
Christen in der Schweiz haben christliche Friedhöfe.
Juden in der Schweiz haben jüdische Friedhöfe.
Wenn aber Muslime muslimische Friedhöfe wollen, werden sie von Seiten der SVP gleich als „arrogant“ und was weiss ich bezeichnet.
Weiteres Reizthema: Koranschulen. Wenn es katholische Klosterschulen gibt, warum soll es dann keine Koranschulen geben? Entweder sollen alle Religionen Schule geben dürfen oder gar keine. Mir ist Letzteres lieber, denn Wissenschaft heisst, alles kritisch zu hinterfragen, also genau das Gegenteil von Glauben.
Auch nach Darbelleys Vorstoss scheinen sich viele der zum Teil begangenen, zum Teil „nur“ geforderten Diskriminierungen gegenüber Muslimen und erschreckender Parallelen zur Stimmung in den 30er Jahren nicht bewusst zu sein. Andere sind es sehr wohl und finden es ganz in Ordnung. So sagte SVP-Mitglied Alexander Müller auf Twitter: „Vielleicht brauchen wir wieder eine Kristallnacht. Diesmal für Moscheen.“ Mit anderen Worten heisst das: vielleicht sollten wir mit den Muslimen machen, was die Nazis damals mit den Juden gemacht haben. Höchste Zeit, dass die Leute aufwachen, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.